Standardisierte Orte dürfen sich nicht überschneiden
Grüß Gott,
in meinen zurückliegenden Vorschlägen zu den 'Standardisierten Orten' sprach ich von zwei Zeitintervallen für die verschiedenen Verwaltungsobjekte
- Existenz
- Zuordnung
und verlangte die Einhaltung der Regeln
- die Intervalle dürfen sich nicht überschneiden
- die Intervalle sollten keine Lücken enthalten. Zur Not muss man einen allgemeinen Platzhalter für die zunächst unbekannten bzw. unklaren Zuordnungen einführen
Typisch für solche unklaren Zuordnungen sind militärische Auseinandersetzungen, bei denen z. B. die Herrschaft über einen Ort einmal oder auch mehrfach wechselt.
Diese Vorschläge beziehen sich natürlich auf alle Ebenen der Verwaltungshierarchie, wie
- (Haus=) Gemeinde in Kreis
- Kreis in Regierungsbezirk
- Regierungsbezirk in Bundesland
wobei sich die Begriffe gern auch einmal in Landkreis, Provinz, Freistaat usw. usw. über die Jahre ändern.
Wir brauchen somit zuerst einmal Begriffsdefinitionen.
Was aber nicht sein darf, ist das folgende Beispiel mit totaler Überschneidung (eigentlich wolle ich hier nur das ue in ü abändern und bin dann hängen geblieben):
https://www.familysearch.org/de/tree/person/details/KZDH-W9F
https://us.v-cdn.net/6032564/uploads/DBM1HOYMY88M/grafik.png
Schon sehen wir die Problematik der Begriffe in den jeweiligen historischen Zeiten. Ist ein 'Besiedelter Ort' das gleiche wie eine 'Gemeinde' (siehe Bild)? Die physische Siedlung muss man eigentlich gegen den Verwaltungsbegriff 'Gemeinde' abtrennen. Ist der 'Schwäbische Reichskreis' ein Kreis im modernen Sinn (siehe Wikipedia)? Nein, für die Überschneidungen der Begriffe lassen sich beliebig viele andere Beispiele finden.
Der Fehler im obigen Bild besteht darin, dass die Eingemeindung von Niederdünzebach nach Eschwege erst 1972 erfolgte, sodass das zweite Angebot falsch ist. Aber beide sind schon zweifelhaft, wie wir es weiter unten sehen werden.
Immerhin haben sich die Programmierer bemüht, die Auswahl der Hierarchie auf das eingegebene Datum zu beschränken. Fehlt dieses, so wird die Auswahl umfangreicher, aber noch recht unvollständig (es wird jedoch mit der Zeit und den fleißigen Helfern immer besser). Ein schneller Blick und ein wenig Wissen zeigt, dass die Daten
- die moderne Zusammenlegung der Landkreise Eschwege und Witzenhausen zum Werra-Meißner-Kreis ab 1974 darstellt
- die Eingemeindung 1972 daher eher einen weiteren negativen Einfluss hatte
- die beiden anderen Vorschläge ein ganz klein wenig falsch sind
- eine große Lücke zwischen 1944 und 1974 besteht
- die Zeit vor 1866 noch ein schwarzes Loch darstellt.
https://us.v-cdn.net/6032564/uploads/RHSNWG1ANID7/grafik.png
Jetzt kann man umgekehrt schließen und programmieren:
- Wird ein Datum angegeben, so ist die Auswahl eines Standardortes aus der Liste überflüssig, denn diese enthält (in Zukunft) nur noch einen Treffer (außer 'Nichts davon')
- Wird kein Datum angegeben, so wird vom Programm die heutige Hierarchie gewählt.
- Wird kein Ort angegeben, so gibt es auch keine Hierarchie.
- Sollen auch unechte Ereignisorte "Gegenden" wie "Europa, Germany, …" zugelassen werden, dann beginnt die Hierarchie eben auf einer höheren Verwaltungsebene oder mit einem Trick (siehe p. s.).
Und schon sind wir bei meinem Lieblingsthema für "echte" Ereignisorte:
- Ort aufgrund des Namens und der FS-Einheitskoordinaten aus einer fertigen Liste auswählen
- Datum des Ereignisses (zumindest näherungsweise) festlegen
den Rest macht das Programm.
Das führt uns zu einem weiteren Problem von FS. Derzeit kann man auf der Profilseite nicht erkennen, ob es sich beim Ort um die historische oder die aktuelle Verwaltungshierarchie handelt. Und zuletzt, ob es sich bei Namensgleichheiten überhaupt um den richtigen Ort handelt, den ich gerade bearbeite. Daher mein Vorschlag; Orte nur mit Koordinaten angeben. Die Verwaltungshierarchie sieht dann am Geburtstag unserer Probandin so aus
https://us.v-cdn.net/6032564/uploads/VGPWMNCPRFFZ/grafik.png
Ups, kein Hessen-Nassau, kein Preußen!?! Oh je, dann muss ich doch noch einmal in die Geschichte abtauchen.
Am Todestag gibt es eine ganz andere Hierarchie
https://us.v-cdn.net/6032564/uploads/JQ6Z8ISX8OMP/grafik.png
Ein schönes Beispiel. Da habe ich jetzt wieder etwas zum Knabbern. Aus lauter Neugier würde man dies natürlich auch auf andere Ereignisse (Wie war das bei der Heirat?) erweitern. Ach, was sage ich, man sollte das Ereignisdatum frei wählen können, um so die Veränderungen während der Lebenszeit verfolgen zu können. Es entsteht aus der Verwaltungshierarchie als Schnappschuss eine Verwaltungshistorie mit allen Änderungen über das ganze Leben. Noch ein wenig weiter gedacht, wird die Lebenszeit in einem Gantt-Diagramm dargestellt, in dem man mit einem Cursor den Zeitpunkt verschieben und so die Informationen abrufen kann.
Natürlich lassen sich die oben genannten Forderungen (keine Überdeckungen, keine Lücken) automatisch überprüfen. Aber auch händisch kann man ein Gantt-Diagramm für seine Musterorte aufzeichnen. Anhand der Balken erkennt man sehr schnell Überschneidungen und Lücken.
Herzliche Grüße vom Hans-Jürgen (Scheibl)
p. s.: Für die "unechten" Orte lege ich einfach Platzhalter (Häuser) in der Form '_unbekanntDE, _unbekanntCz usw.' an, sodass diese wie "echte" Orte programmiert werden können. Die meisten genealogischen Ereignisse finden an viel genaueren Orten wie 'Haus, Kirche, Friedhof, usw.' statt, sodass schon der übliche FS-Ort eine grobe Vereinfachung darstellt.
Somit hat ein Ort quasi folgende neutralen Elemente (vereinfachte Aufzählung)
- ein allgemeines Zentrum (für den Fall, dass man es nicht genauer weiß)
- mindestens eine Kirche (gegebenenfalls im Nachbarort)
- bei Pfarrdörfern mindestens ein Pfarramt mit den genealogischen Dokumenten
- bei größeren Orten ab 1874 ein Standesamt
- mindestens einen Friedhof (gegebenenfalls im Nachbarort)
- möglicherweise ein oder mehrere Krankenhäuser
Zu diesen neutralen Elementen kommen dann die Straßen und in den Straßen die Häuser.
In ihrer Verzweiflung haben viele Forscher im alten Österreich die Konskriptionsnummer (Hausnummer) an den Ort angehängt, was aber der jetzigen Standardisierung zuwider läuft und inzwischen abgeschnitten wird. Manchmal tauchen sie in FS noch auf.
Bei Anfragen in den Foren wird beispielsweise oft nach den kirchenbuchführenden Kirchen in den Nachbarorten gefragt. So muss man beispielsweise die Kirchen noch nach Kapellen und Filialkirchen usw. unterteilen. Daneben muss man auch noch an das Existenzintervall denken. Gemeinden, Kirchen, Friedhöfe usw. starten und gehen auch vorzeitig unter.
Langfristig muss daher FS die Granularität bis auf physische Orte (Häuser) verfeinern